BUNNY
Hier ist die erste Geschichte mit Happy End, die dieser Tierschutzverein verzeichnen durfte. Die Geschichte beginnt mit einem Rehkitz, welches mit seiner Mutter unterwegs war. Die Mutter wurde leider von einer grossen Menschenmenge aufgeschreckt und begann über einen Fluss auf eine kleine Insel zu fliehen. Das Rehkitz versuchte, seiner Mutter zu folgen, war jedoch als ein 1 Tag altes Kitz nicht in der Lage, so ausdauernd zu schwimmen, sodass es zu ertrinken drohte. Die Mutter, immer noch in Panik, floh weiter und liess Ihr kleines Kitz alleine.
Glücklicherweise wurde es von helfenden Händen gerettet und von uns aufgenommen. Was folgte war mühsames aufpäppeln und umsorgen, bis das Kleine soweit war, dass es alleine zurecht kam. Zu diesem Zeitpunkt war es dann aber zu spät, um das Rehkitz wieder in die freie Natur zu entlassen. Also gaben wir ihm den Namen "Bunny" und nahmen es im grossen Kreis unserer tierischen Familie auf.
Bunny lebt jetzt mit seinem "Kumpel" Paco, dem Fuchs, in einem wunderschönen, großen Garten und muss sich keine Gedanken mehr um die Gefahren der Umwelt machen. Artgerechte Fütterung und Haltung stehen hier wieder an erster Stelle. Durch unsere Ausbildung haben wir die Möglichkeit, Bunny ein Zuhause zu bieten, welches für sie zwar nicht die Freiheit bedeutet, aber ein Heim, in dem sie unbeschadet überleben wird.
Hier finden Sie ein paar Bilder von Bunny. Als wir sie fanden, war sie natürlich noch klein und schwach. Sie können anhand der Bilder erkennen, was für ein prachtvolles Reh sie nun geworden ist.
BRÜHL. Im Gänseschritt watscheln sie hintereinander her. In Reih und Glied, während der Vordermann mit einem schüchternen Schnattern das Kommando gibt. Am kleinen Schwimmbecken vorbei geht es weiter in Richtung Hundehütte, die mit Stroh ausgelegt ist. Dort lassen sich die sechs Jungtiere nieder, dösen vor sich hin.
Dass es gerade einmal rund zwei Wochen her ist, als sie dem Tod von der Schippe gesprungen sind, davon ist hier im Rheinauer Gehege nichts mehr zu spüren. Quietschfidel wirken die kleinen Schwäne, die noch gar nicht wirklich wie Schwäne aussehen: Der Schnabel ist noch nicht orangefarben, statt eines weißen Federnkleids besitzen sie einen grauen weichen Flaum. Ihr Überleben haben sie einem Spaziergänger zu verdanken, der am Gewässer des Angelsportvereins 1965 Brühl unterwegs war und neben ein paar Schwanenfedern ein Gelege mit fünf frisch geschlüpften Jungschwänen und zwei Eiern entdeckt hat. Weit und breit kein anderes Tier in Sicht.
Bauhofmitarbeiter als Paten
Kurzerhand verständigte der Spaziergänger den Bauhof, der sich sofort kümmerte. "Wenn wir die Vermutung gehabt hätten, dass das Muttertier zurückkommen würde, hätten wir uns der Schwäne natürlich nicht angenommen", erklärt Hans Fauhaber vom Ordnungsamt auf Nachfrage unserer Zeitung.
Nachdem sie das Gelege vorsichtig in Boxen verfrachtet hatten, war für die rettenden Bauhofmitarbeiter die Tierauffang- und Auswilderungsstation von Steven und Monika Foerster im Rheinauer Hafen die nächste Adresse. Den Hinweis habe man über einen Tierarzt bekommen, so Faulhaber, der sich künftig auch eine weitere Zusammenarbeit mit den Foersters vorstellen kann.
Denn gerade im Umgang mit Wildtieren besitze der Falkner und Jäger Steven Foerster ein großes Wissen. Zusammen mit dem Tierarzt der Auffangstation, Stefan Kaiser, holte er die beiden letzten Jungtiere aus den Eiern und verfrachtete das gesamte Gelege für eine Woche in einen mit Rotlicht ausgestatteten Pflegewagen.
Fachwissen ist unbedingt nötig
Fachwissen ist unbedingt nötig
"Am Anfang muss man gucken, dass man die Tiere durchkriegt", so Monika Foerster, die inzwischen zur "Ersatzmutter" der kleinen Schwäne geworden ist. Zweimal am Tag setzte sie jeden Vogel auf die Waage, "um zu sehen, ob sie auch genug essen."
Mit der Pipette oder Pinzette musste die "Ziehmutter" nicht nachhelfen - anders als bei der jungen, aus einem Nest gefallenen Rabenkrähe in der Voliere nebenan.
Seit anderthalb Wochen gelten fast alle Vogelbabys nun als stabil und haben die Pflegestation mit einem Außengehege getauscht. Mit ihren tierischen Nachbarn haben sie keine Probleme, auch wenn die Gehege von einem Fuchs sowie drei Hängebauchschweinen direkt angrenzen. "Hier bei uns herrscht bei allen Tieren sogenannter Burgfrieden", erläutert Steven Foerster.
Einen Jungschwan konnte die Familie trotz aller Fürsorge nicht durchkriegen. "Aber wenn jetzt nichts dumm läuft, überleben die anderen sechs alle", freut sich Ehefrau Monika, die die aufgeweckten Schnabeltiere täglich mit gerupftem Gras, aufgeweichten Teichsticks und frischem Wasser für das Schwimmbecken versorgt. Dort planschen die Kleinen munter vor sich hin, "nur zwei von ihnen muss ich noch föhnen, weil sie sich noch nicht selbst trocknen können."
Dass das Gelege am Anglersee von den Eltern verlassen wurde, führt Foerster auf Revierkämpfe zurück. Dafür seien auch die weißen Federn ein Indiz, die in der Nähe gefunden wurden. Vermutlich habe ein stärkerer Schwan die Eltern vertrieben.
Wie lange der Nachwuchs noch im Hause Foerster bleibt, hängt ganz von seinen Flugfähigkeiten ab. "Wenn sie nicht fliegen können, sind sie in der Natur hilflos ausgeliefert", weiß Monika Foerster.
Sie rechnet mit rund einem Vierteljahr, ehe die Tiere ausgewildert werden können. Bis dahin ist weiterhin Gänsemarsch im Gehege angesagt, dort wo sich tatsächlich Fuchs und Hase im Einvernehmen "Gute Nacht" sagen.
© Schwetzinger Zeitung, Dienstag, 29.05.2012